loslassen & Overlocknähzeit
Die Stunden als nicht Nichtoverlocknäherin sind gezählt, denn heute habe ich mein familiäres Versprechen eingelöst, meinem Wunsch nach einer Overlockmaschine erst nachzugeben, wenn die große Abschlussarbeit endlich von Schreibtisch verschwunden ist.
In Zahlen ausgedrückt sind das: ein ganzes Jahrsiebt Lebens- und über die Hälfte davon Familienzeit, Forschungsreisen in fünf Länder, 380 Seiten Textteil, über 1500 Fußnoten, 57 Seiten wissenschaftlicher Anhang, über 300 Abbildungen, unzählige Schreibtischstunden am Abend nach dem beruflichen Arbeitsalltag und an Wochenenden, Urlaubsreisen und Autofahrten immer mit einem Stapel Papier oder dem Laptop auf den Knien und nie ganz abschalten können. Die Freude, dass diese Lebenshürde nun wirklich genommen ist, fühlt sich noch ziemlich unwirklich an. Die erste große Lektion meines diesjährigen olw-Themas ist damit wirklich geschafft.
Die restlichen drei ElternzeitOverlockmonate werde ich versuchen, den Kopf freizubekommen, bevor die Gutachten auf einem Schreibtisch landen werden und die Verteidigung gemeistert werden muss.
MMM: (Ballon)Rock Jane
Das allererste Kleidungsstück, das dieses Jahr für mich von der Nadel hüpfen durfte, ist beim Rocknähtreff mit den Dresdner Nähdamen entstanden. Dafür hatte Frau mit Frosch den Schnitt für ihr neuestes eBook “Ballonrock ‘Jane’“* zur Verfügung gestellt, das unter dem Label timtom* erscheint.
Eigentlich wird der Balloneffekt durch ein weiteres, gedehnt angenähtes Bündchen als Saumabschluss erzeugt, aber ich hatte mir in den Kopf gesetz, die Variante mit Ober- und Futterstoff zu nähen. Außerdem sollte der Kreisnäher* endlich mal wieder zum Einsatz kommen, damit der Mann nicht noch denkt, er hätte da etwas unnützes verschenkt. Mit dem dekorativen Loch war ich dann auch recht zufrieden.
Vernäht wurde ein dunkelgrüner Wollstoffrest vom ehemaligen Weihnachtskleid und Tilda-Stoff in Frühlingsgrün. Das Bündchen vom Stoffmarkt ist zwar auch grün, bleibt aber bei der Farbzusammenstellung eine Notkombination. Normalerweise wird der Futterstoff bei Ballonröcken ja deutlich kürzer genäht bzw. der Oberstoff eingekräuselt, um den Bauscheffekt zu erzielen.
Nach einem Wendedisaster beim Nähabend, weil ich auch das Bündchen unbedingt verstürzen wollte, musste ich aber so schwungvoll zum Rollschneider greifen, dass dann nur noch Kamikazenähen half. Die Idee den Unterstoff bewusst rauschauen zu lassen, gefiel mir da noch ganz gut.
Ob der Rock und ich wirklich Freunde werden, steht noch nicht so ganz fest, denn für einen wirklichen Balloneffekt ist der Oberstoff zu schwer (oder der Unterstoff zu leicht?) und das gedehnt angenähte Bauchbündchen macht unvorteilhafte Falten. Inzwischen habe ich mich auch durch meine Nähliteratur geblättert und sogar im Klein&Oho-Buch* wird das Bündchen mit innen sichtbarer Naht angenäht. Man muss es also nicht ganz so kompliziert machen… obwohl ich immer noch motiviert bin, die Doppelwenderei zu verstehen. Offensichtlich kommen da aber meine grauen Zellen nicht mit – aus Gründen.
Eine einfache Ballonrock-Variante mit Jersey-Bund oben und unten nach dem Schnitt von TimTom* steht jedenfalls noch auf meinem Nähplan. Nur noch heute gibt es ihn für einen reduzierten Einführungspreis*.
Verlinkt bei M(e)-M(ade)-Mittwoch und da er für mich ist auch bei RUMS.
Das war übrigens mein 1000. Blogeintrag ….
Stoffgewinn von Landfee
Auf meinem Creadienstagstisch haben sich gleich fünf neue Stöffchen eingefunden, denn ich habe bei einer Blitzverlosung von der Landfee* teilgenommen und dabei ein Jungspaket gewonnen.
In die Sterne* habe ich mich sofort verliebt und die Autos* und Roboter* werden hier bestimmt auch für den eigenen Sohnemann vernäht. Nur an die Mammuts* komme ich momentan noch nicht so richtig ran und der Feuerwehrstoff* konkurriert noch schwer mit dem feine Feuerwehrstoff* von Blaubeerstern. Aber einem geschenkten Gaul … und manche Stoffe, die man erst etwas ratlos anschaut, brauchen ohnehin nur das passende Nähprojekt, damit sie genau richtig erscheinen.
Bookcrossing: Kreative Selbstmach-und-Weitergeb-BOX
Ursprünglich haben meine Augen sehr geleuchtet, als ich entdeckt habe, dass es beim großen Bücherfreilassportal auch Kreativboxen gibt. Da ich mir diese Tauschboxen in meinem Elternzeitjahr auch mal gönnen wollte, hab ich mich dort angemeldet und dann erstmal seeeehr lange gewartet. Eigentlich hatte ich die Box sogar schon komplett vergessen. Nach dem Disaster mit dem Wanderbrief war mein Bedarf ohnehin schon fast gedeckt. Ich hätte allerdings nicht gedacht, dass es noch schlimmer werden könnte. Wurde es aber, denn was sich da im fast 15kg Paket für Plunder zusammengesammelt hatte, hätte ich teilweise noch nichtmal auf dem Flohmarkt angeboten. Sogar angestricktes fand sich darunter …
Am meisten familiäre Nerven hat aber gekostet, dass die Riesenkiste nicht wieder abreisen wollte. Den gesamten Februar und einen großen Teil vom März habe ich gebraucht, bevor ich eine Adresse bekam und die Kiste endlich den Nachhauseweg antreten konnte. Bei so einer Riesenkiste war das logistisch gar nicht so einfach. Bis dahin blockierte sie sehr zum Missfallen des Mannes unser Wohnzimmer. Ich hoffe ja, dass sie nun wenigstens gut angekommen ist, denn gehört habe ich von ihr nichts mehr.
Ein paar Schätze habe ich dann aber doch noch gefunden. Der historische Knöpfebeutel – wobei ich die Knöpfe nicht behalten habe – ist ein wunderbares Fundstück und wird nach einigen Reperatur- und Reinigungsarbeiten eine Ehrenplatz auf dem Hof bekommen. Eine wahre Sonntagsfreude. Stempel kann man immer gebrauchen und die Stickfadenkiste bekommt das Tochterkind vom Osterhasen zur hölzernen Stickpuppe von Sabine Liepina*. Dazu kam noch ein Bastelpappnildpferd und filzgestrickte Hausschuhe. Insgesamt war das dann doch mehr, als ich zunächst gedacht hatte.
Aprilscherz & 100 Tage Elternzeit
Ab heute verbleiben mir zum zweiten Malin meinem Leben nur noch 100 Tage Elternzeit. Eigentlich habe ich diesmal sogar noch einen kleinen Extrabonus, da ich tatsächlich die ganzen 12 Monate zu Hause bleiben durfte und der Mann nur acht Wochen von dieser besonderen Zeit abbekommt. Das bleibt ein bisschen ungerecht, denn er hätte gerne deutlich mehr genommen oder zumindestens die drei Monate Papazeit, wie beim Tochterkind. Für mich wird es wieder ein lachendes und ein weinendes Auge sein, denn auf der einen Seite freue ich mich sehr auf meine Stelle, aber so ein entspanntes Elternzeitleben mit spontanen Frühstücksrunden wie gestern hat natürlich auch etwas.
Beinah hätte ich die letzten drei Monate gar nicht geniesen können, denn der Mann hat sich einen wirklich üblen Aprilscherz für mich ausgedacht. Wohl wissend, dass ich seit Jahren immer mal wieder (Alp)träume, meine Mathematikabiturprüfung wiederholen zu müssen, durch die ich mich zwar ohne Schummelei aber mehr schlecht als recht durchgehangelt habe, hat er mir ein ausgesprochen amtlich klingendes Schreiben zukommen lassen, das meinen Blutdruck ordentlich in die Höhe schnellen ließ. Er hat mich dabei wirklich voll erwischt. Ich habe mich schon Integralrechnung üben sehen – was für eine schreckliche Vorstellung.
Zu seiner Verteidigung sei zugegeben, dass ich ihn in den letzten acht Jahre sehr, sehr, sehr oft in den April geschickt habe, denn ich zelebriere diesen Tag vom Aufwachen bis zum Einschlafen. Seiner Meinung nach, sind wir nun quitt. Außerdem gab es ein Versöhnungseisbecher und Tulpen. Für mich ist jedenfalls noch heute die größte Freude, dass sich dieses Schreckenszenario nicht wiederholen wird.