Rezension: Tolle Taschen selbst genäht

27. Juni 2013 | Anzeige, Lesestoff, Nähbücher, Rezensionen | 11 Kommentare

Schon das zweite Buch, das ich via Blogg dein Buch rezensieren darf, ist ein DIY-Lesestoff und dazu gleichzeitig ein richtiges Nähbuch. So hatte ich mir das vorgestellt! Das Rezensionsexemplar Tolle Taschen selbst genäht von Miriam Dornemann
stellt der Topp-Kreativ-Serie des frechverlags zur Verfügung, von dem ja schon einige DIY-Schätze in meinem Bücherregal stehen.

Auf über 100 Seiten hält das Buch inhaltlich, was der Titel verspricht: der Selbernäher findet jede Menge Taschen, zum nachnähen. Dabei gliedert sich das das Buch in drei große Kapitel. Zunächst werden “Handtaschen” vorgestellt, dann folgen “Beutel und große Taschen” und den Abschluss bilden “Kleine Täschchen” bevor die Rubrik “Allgemeine Anleitung” das Buch abrundet. Mit einem festen Einband und beiliegendem Schnittmusterbogen wird das Buch für 14,99 € im Handel angeboten.

Wie schon in einigen Nähanleitungsbuch gesehen, sind vor den eigentlichen Anleitungen, die jeweils eine Doppelseite füllen und mit der Angabe des Schwierigkeitsgrades versehen sind, ganzseitige Farbtafeln mit den jeweiligen Modellen abgebildet. In der ersten Rubrik kann der Näher unter zwölf Modellen wählen, die eigentlich auf der Einführungsseite bereits in gezeichneter Form dargestellt werden. Dabei irritiert den sehr aufmerksamen (Rezensions)leser etwas, dass dort nur elf Modelle gezeichnet sind und Tasche “Mia” dabei unterschlagen wurde. Bei “Beutel und große Taschen” mit zehn Modellen gibt es diese Abweichung ebenso wenig, wie bei den wenigen “Kleinen Täschchen”, bei denen das vierte Modell allerdings in der Zeichnung kaum zu erkennen ist. Jeder der 25 Taschen hat einen Mädchennamen bekommen, so dass werdende Eltern mit diesem Buch nicht nur ein Nähbuch, sondern auch gleichzeitig ein Namensvorschlagsbuch in der Hand halten. Unser Tochterkind wäre demnach eine “Handtasche”. 🙂

Das frische Layout des Buches mit dem im Nähbereich bewährten Wechsel von fotografischen Aufnahmen und schematischen Zeichnungen kann überzeugen. Bei den Nähfakten stolpere ich als Nählaie, mit inzwischen einiger Erfahrung dennoch über Bemerkungen, wie beispielsweise der Empfehlung, Baumwollstoffe zu verwenden, da “ihre Kanten wenig ausfransen” (S. 98). Jersey oder andere dehnbare Stoffe müssen nicht versäubert werden, aber gerade bei Baumwollstoffen sehe ich die Gefahr des “ausfransens” doch deutlich, oder?! Ausserdem werden auf der Übersichtsseite zu den Einlagen zwar fünf verschiedene Sorten erläutert, aber in der Tipp-Rubrik, die das ganze Buch durchzieht, ausgerechnet auf eine andere Einlagen-Sorte verwiesen.

Beides sind Kleinigkeiten, aber wirklich negativ ist mir bei den Nähanleitungen aufgefallen, dass bei den Reißverschlusstaschen doch tatsächlich vorgeschlagen wird, dass “frau” “das Futter von Hand am Reissverschluss annähen” (S. 71) soll. Diesen Hinweis findet man nicht nur bei der kleinen Reißverschlusstasche “Charlotte” sondern auch bei der grossen “Bella”. Allein die Vorstellung, dass man auf 2x 56 cm eine Handnaht zur Vollendung der Tasche braucht, stösst bei mir auf ziemliches Unverständnis. Das es anders geht, weiß eigentlich jeder Nähanfänger und bei allen gefütterten Reißverschlusstaschen, die bislang von meiner Nadel gesprungen sind, war eine solche Handnaht am Reißverschluss nie notwendig. Es bleibt für mich daher ein Buch, dass mit seiner Modellvielfalt und dem klaren Layout sehr inspirierend wirkt, aber zumindest mich bei einigen Nähanleitungsschritten nicht immer überzeugen kann. Anderseits gibt es ja auch Näher, die gerne zu Nadel und Faden greifen … die Autorin ist übrigens mit mirid auch in der Bloggerwelt angekommen und hat mit Noch mehr tolle Taschen selbst genäht
und Meine Tasche. Mein Design: Individuelle Lieblingsstücke selbst genäht sowie Tolle Geschenke selbst genäht
bereits mehrere Taschennähbücher publiziert.

Verlinkt beim offenen Bücherregal von Goldkind.

amberlight-label

Kreativtagebuch einer Kunsthistorikerin mit (Ehe)Mann, zwei Schulkindern (*01/2010 & 07/2013) und einem Kindergartenkind (*09/2017) im Projekt Vierseithof (*1768) in Dresden wohnend, gerne die Welt bereisend.

11 Kommentare

  1. Danke für diese gründliche Rezension.
    Die erwähnte Technik zum Futter annähen per Hand würde mich persönlich nicht stören. Ich mag zur Abwechslung auch gerne ein paar kleine Restarbeiten mit Abstand von der Nähmaschine. Außerdem lassen ein paar Handstiche "echte" Handarbeit erkennen.
    Oft sind Gestaltungsgründe Ursache für eine solche Technologie.
    LG Ute

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  2. Um so besser – so ist meine Einschränkung in der Bewertung für andere sogar etwas positives … 🙂

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  3. Danke für diese ausführliche Rezension! Ich musste gerade schmunzeln über Deine Reißverschluss-Bemerkung – habe gerade das Futter meines Kleides an den 2x 60cm Reißverschluss eingenäht, natürlich von Hand 🙂 na, vielleicht lerne ich das ja auch noch…
    Liebe Grüsse vom Wullechneuel

    Antworten
  4. Naja, die Taschenformen mit der Handnaht sind halt so, dass man vielleicht unter Umständen und viel Gefummel den RV mit Maschine mitfassen könnte. Aus Erfahrung weiß ich aber, dass sich bei diesen "3D" Taschen dann Futter und Außenstoff gegeneinander verziehen. Beim RV öffen bauscht dann das Futter raus, verhakt, etc. So eine Handnaht ist also manchmal nicht das Schlechteste. Wenn man die allerdings nicht gerne macht, dann kann einen eine Anleitung mit solcher eher abschrecken.
    LG
    Kerstin

    Antworten
  5. was ich mich immer frage, ist: wozu ein ganzes buch über taschen? ich kann maximal zwei auf einmal tragen. ganz zu schweigen vom heimischen platzproblem. näht man sich wirklich 15 verschiedene taschen?

    Antworten
  6. @steph – sicher nicht, aber bei mir sind ohnehin die meisten Bücher eher Inspirationsquellen und es wird deutlich mehr drin geblättert, als wirklich alles genäht. Frau Kirschkernzeit hat sich ja mal vorgenommen aus jedem Nähbuch wenigstens ein Modell zu nähen – das fand ich gut ….

    Antworten
  7. Katja, hast du aus dem Buch auch schon eine Tasche genäht? Ich hab ja auch mal begonnen, einige meiner Nähbücher vorzustellen und teilweise hatte ich noch nichts draus genäht und das was dann eigentlich ziemlich blöd. Denn als eine Freundin dann was draus genäht habe, genau aus diesem Buch nämlich, ist sie bei der ersten Tasche gleich auf einen ziemlichen Fehler in der Anleitung draufgekommen, da war das Nähen der Abnäher in der Anleitung nicht erwähnt oder so, also ziemlich blöd. Und ich denke, dass – klar, ist natürlich nicht wenig Arbeit – man für solche Rezensionen, wenn man sie ernst nimmt, einfach zwei, drei, vier Stücke draus genäht haben sollte. Daher hab ich das dann gelassen mit den Büchern, weil es mir zu aufwändig war und so oberflächlich wollte ich nicht weitermachen.

    Wie siehst du denn das? Wie machst du das?

    Liebe Grüße, Selina

    Antworten
    • Inzwischen ja – zum Beispiel die "Mona": http://amberlight-label.blogspot.de/2013/12/reiverschlusstasche-mona.html und völlig kritiklos war ich schon beim schreiben der Buchbesprechung nicht. Ich lese die Bücher immer volständig, bevor ich sie vorstelle – die "durchzunähen" schaffe ich aber tatsächlich nicht, auch wenn das natürlich toll wäre. Andererseits hat man zumindest bei diesem Anbieter nur vier Wochen Zeit bis die Vorstellung veröffentlich sein muss – da wird selbst der Verlag nicht erwarten, dass man alle Anleitungen selbst ausprobiert hat. "Freie" Buchvorstellungen finde ich hingegen schwierig, denn dann hat man normalerweise keine Genehmigung des Verlages und dürfte z.B. kein Bild vom Cover oder vom Buchinhalt zeigen. Rezensionsexemplare vorzustellen, ist daher der für mich der richtige Weg …

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  8. Klar, dass du das Buch vollständig durchnähst, hätte ich nicht erwartet. Aber ich dachte so an zwei, drei Modelle. Ich will dich nicht kritisieren, aber gerade bei Anleitungsbüchern fände ich das super, weil man sich dann einfach besser auf die Vorstellung verlassen kann. Man kann dann damit einfach viel mehr anfangen als potenzielle Käuferin. Denn durchblättern und querlesen kann ich im Buchgeschäft auch 😉 Also wenn ich der Verlag wäre, würde ich mir schon zumindest ein oder zwei genähte Stücke draus wünschen, schließlich bekommen die RezensorInnen ja auch das Buch kostenlos. Aber gut, ich bin ja nicht der Verlag 😉
    Und ja, das mit den Abbildungen, Rechten etc. bei eigenmächtigen Vorstellungen ist schon klar. War ja auch kein Vorschlag an dich, sondern ich hab´s nur aufgrund meiner Erfahrung hinsichtlich Probenähen erwähnt.

    Antworten
    • Im besten Falle habe ich natürlich wirklich einige Anleitungen selbst ausprobiert (was ja inzwischen auch schon geschehen ist)- da gebe ich dir ganz recht. Andererseits kann ich bei Nähanleitungen inzwischen auch ganz gut in der Nähtheorie einschätzen, ob mir die Angaben dazu sinnvoll erscheinen – deshalb beschränke ich mich ja bei meiner Rezensionstätigkeit auch auf den Kinder-, Jugend- und Kreativbuchbereich. Bei – sagen wir mal – Autoreparaturbüchern – hätte ich wohl wirklich keine Ahnung, was ich da einschätze. Ansonsten bleibt natürlich noch der Vorteil, dass man gar nicht jedes Buch im Buchladen zum querlesen in die Hand nimmt – das übernehme ich für die Blogleser, wenn man so möchte ….

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    • alles klar 🙂
      lg selina

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