Hochwertige Kinderbücher begeistern mich immer sehr und so freue ich mich, eine erst im letzten Monat auf den Markt gekommene Neuerscheinung aus dem Kindermann Verlag Berlin vorstellen zu können. Die relative neue Reihe “Kinder entdecken berühmte Leute” wurde mit dem Band “Fernando Magellan – einmal um die ganze Welt*” als drittes Buch erweitert.
Abbildung vom Kindermann Verlag |
Etabliert ist hingegen bereits der Kindermann Verlag Berlin, der 1994 von der leider in diesem Sommer verstorbenen Lektorin Barbara Kindermann gegründet wurde. In mehreren Reihen wurden dort Klassiker der Weltliteratur in verständlichere Sprache überführt und einkürzt, aber dennoch nicht zu einer so vereinfachten Ausgabe führt, wie sie teilweise bei Märchennacherzählungen auf dem Kinderbuchmarkt üblich sind. Dazu werden die gebundenen Bücher auch noch in einer Halbleinenvariante veröffentlicht, was einen sehr hochwertigen Eindruck vermittelt.
Abbildung vom Kindermann Verlag |
Autorin des Magellan-Bandes ist Christine Schulze-Reiss, die als Journalistin tätig ist und Germanistik, Geschichte und Kommunikationswissenschaften studierte. Zusammen mit den Illustrationen von Klaus Ensikat, der mit Stahlfeder zeichnet und mit Temperafarben koloriert, bekommt man kein schnell durchzublätterndes Kinderbuch, sondern auf nur 33 Seiten geballtes Wissen in Textform und Bild. Alleine in den Bildern ist für Kinder ab acht Jahren wirklich viel zu entdecken.
Abbildung vom Kindermann Verlag |
Erzählt wird die Lebensgeschichte des portugiesischen Weltumseglers Ferdinand Magellan, der im 16. Jahrhundert zu den Gewürzinseln segelte und als erster den pazifischen Ozean entdeckte. Da ich selbst schon in Chile am ziemlich ungemütlichen Strand der Magellanstraße entlanglaufen durfte, fasziniert mich diese Seefahrergeschichte auch selbst sehr. Die Autorin erzählt die Geschichte für die jungen Leser im historischen Präsens und bleibt dabei aber dennoch so nah an den bekannten Fakten, dass man miterleben kann, wie entbehrungsreich und tödlich diese Entdeckungsfahrten waren. Skorbut-Tote, Beginn der Kolonialisierung, Herrschaftsdenken – es gibt viel Gesprächsstoff, wenn Grundschulkinder dieses Buch gelesen haben.
Abbildung vom Kindermann Verlag |
Die Sprache der Kolonialisierung wird allerdings von der Autorin beibehalten und selbst inzwischen in der Kritik stehende Begriffe wie “Häuptling”, der beispielsweise eine abwertende Konnotation mit sich bringt, unreflektiert beibehalten. Auch wenn die kritische Weißseinsforschung sich diesen Themen der sensiblen Sprache erst langsam widmet, hätte ein kleiner Zusatz (vielleicht auch nur für die begleitend lesenden Eltern) bei diesem Kolonialisierungsthema, das gerade bei den Ethnien Südamerikas den Beginn der Menschenzoos im 16. Jahrhundert kennzeichnet, gut getan.
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