Rezension: Feiern mit den Naturkindern

3. April 2014 | Anzeige, Lesestoff, Rezensionen, unbezahlte Werbung | 1 Kommentar

Bei meiner nächsten Buchrezension bekomme ich thematisch fast einen nahtlosen Übergang hin, denn die innerstädtischen Spielplätze, in deren Sandkästen sich nur selten Naturmaterialien finden sondern fast ausschließlich Plastikförmchen stapeln, bleiben für uns nur zweite Wahl. Viel mehr freuen wir uns, wenn das Spielen für unsere Kinder zum Naturerlebnis werden kann – sollte das Hofprojekt zu einem guten Abschluss gebracht werden, wird eine Streuobstwiesenlandschaft für unser Kleingemüse in den nächsten Jahren zum Naturspielraum.

Bis es soweit ist, holen wir uns weiterhin zahlreiche Anregungen aus der Internetwelt, wobei der Naturkinder-Blog von Caroline Hosmann eine wahre Fundgrube dafür ist. Vor ziemlich genau zwei Jahren hat mir der familiäre Osterhase deshalb auch ihr erstes Naturkinder-Buch: Ideen, Rezepte und Aktionen für drinnen und draußen* gebracht. Nun freue ich mich sehr, dass es das zweite Buch “Feiern mit den Naturkindern: Anregungen für kleine Feste im Jahreslauf“* als Rezensionsexemplar zu mir geschafft hat.

Abbildung vom Haupt-Verlag

Das 176seitige broschierte Buch folgt dem Jahrlauf mit Festvorschlägen von Januar bis Neujahr und gibt dabei genauso viele Festvorschläge, wie das Jahr Monate hat. Dazu gehört eine Gänseblümchenparty ebenso wie Kräuterhexen- und Zaubermeistertreffen oder eine Tipi-Einweihung. Dabei steht nie der Konsumgedanke im Vordergrund, da es immer Hinweise auf zu verwendende Naturmaterialien gibt, die man nicht extra kaufen muss. Das Buch präsentiert so eine gelungene Mischung aus Bastelanleitungen, Dekotipps aber auch Rezepten. Gedruckt wurde auf einem matten und gleichzeitig ausreichend dicken Papier, was deutlich besser zum Thema des Buches passt, als Hochglanzbilder. Man nimmt es als Leser einfach gern in die Hand und ich bin mir sicher, dass es zu einem meiner Lieblingsbücher werden wird.

Der Schreibstil der Autorin schwankt zwischen der ich- und wir-Form. Es ist ein bisschen so, als wenn sie mit einem plaudern würde, wenn sie schreibt “Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das korrekt “kandieren” heißt, was wir da mit den Gänseblümchen machen.” Dabei bleibt sie sehr dicht an ihren eigenen Erfahrungen, was durchweg ausgesprochen authentisch und sympathisch wirkt.

Abbildung von Caroline Hosmann

Bei der Vogelhochzeit, dem das erste Kapitel gewidmet ist, hätte ich mir allerdings gewünscht, dass sie dabei ein klein bisschen über den Tellerrand hinausgeschaut hätte. Dort findet sich zwar der Hinweis, dass in “[…] manchen Regionen […] zum Fest der “Vogelhochzeit” Vögel aus Hefeteig gebacken und den Kindern morgen vor dem Aufstehen auf Teller am Fensterbrett gelegt […]”, werden, aber es fehlt dabei vollkommen der Hinweis, dass es sich dabei um eines der wichtigsten Feste der Sorben handelt. Traditionell wird dieses Brauch, der über das bloße Vögelbacken weit hinausgeht, bei den Sorben auch erst am 25. Januar gefeiert und nicht am 22. Januar, wie im Buch angegeben.

Abbildung vom Haupt-Verlag

Da ich selbst zu Studienzeit mit einer sorbischen Familie befreundet war und die sorbischen Städte, in denen auch alle Straßenschilder zweisprachig sind, zu meinem Bundesland gehören, bin ich bei diesem Thema sicherlich besonders sensibilisiert. Die knapp 60.000 Sorben, deren Kinder tatsächlich teilweise erst die deutsche Sprache als erste Fremdsprache im Kindergarten lernen und für die sogar der Sandmann im Zweikanalton auf sorbisch ausgestrahlt wird, kämpfen als Minderheit schwer um den Erhalt ihrer Identität. Einen Hinweis in diesem Buch wären sie auf jeden Fall wert gewesen, denn die Vogelhochzeit ohne die Erwähnung der Sorben geht gar nicht, finde ich zumindest.

Sehr schmunzeln musste ich übrigens beim der Textzeile “Der Uhu, der Uhu, der macht die Fensterläden zu.” beim dazugehörigen Lied, denn diese Zeile bildete den Abschluss unsere Hochzeitsprogramm-Karten und der Mann hat lange mit mir diskutiert, bis wir uns für die alte, Umlautfreie und immer noch Dudenkonforme Version mit den Fensterladen entschieden hatten.

Abboldung von Caroline Hosmann

Ich schweife ab … Das wunderbare zweite Naturkinder-Buch*, das mit 24,99 € zu haben ist, bekommt von mir dennoch eine klare Kaufempfehlung, denn die Anregungen und Inspirationen gehen weit über das bloße Nachfeiern der vorgeschlagenen Feste hinaus und können das ganze Jahr genutzt werden. Besonders gefreut hat es mich, dass im Anhang die wichtigsten Anleitungen nochmal zusammengefasst werden. Dazu gehört auch eine Knete-Rezepte, dass im Gegensatz zu meiner Variante* sogar ganz ohne Weinsteinpulver auskommt. Es folgen Buchempfehlungen – wie “Entdecke die Farben der Natur: Das Werkstattbuch für Kinder“* oder “Schnitzen mit Kindern: Kreativ und Einfach“* – Kinderbücher – zu denen “Danke, gutes Brot“* und “Weihnachten im Stall“* von Astrid Lindgren gehört und schließlich ein paar Bezugsquellen und nützliche Adressen.

Abbildung vom Haupt-Verlag

Die Bilder, die das besondere Flair dieses Buches* ausmachen, sind übrigens ebenfalls von Carolin Hosmann, deren eigene Familie gerade sechsköpfig geworden ist. Da es aus meinem Wissenschaftlerleben ebenfalls bereits Bücher mit meinem Namen als Autorin oder Herausgeberin gibt, kann ich ganz gut einschätzen, wie zeitaufwendig Fahnenkorrektur, Andruckkontrolle u.ä. sein können – es macht Mut, dass solche Projekte offensichtlich auch in Großfamilien möglich sind und dabei noch so gute Literatur herauskommt.

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Kreativtagebuch einer Kunsthistorikerin mit (Ehe)Mann, zwei Schulkindern (*01/2010 & 07/2013) und einem Kindergartenkind (*09/2017) im Projekt Vierseithof (*1768) in Dresden wohnend, gerne die Welt bereisend.

1 Kommentar

  1. Vielen Dank für Deine schöne Buchvorstellung! Und für den Hinweis mit dem sorbischen Brauch. Er kommt ja in mehreren Kulturkreisen vor, aber dass die Vogelhochzeit dort so gross gefeiert wird, wusste ich noch gar nicht. Wie schön! Ich wünsche Dir noch VIEL FREUDE mit dem Buch und vor allem natürlich beim FEIERN 🙂

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