Rezension: Dickerle
Auch wenn ich mittlerweile bezweifle, dass meine eigenen dünnen Zeiten nochmal wiederkomme, war ich dennoch nie ein dickes Kind und kann daher nur ahnen, wie es ist, wenn man wirklich zu viel auf den Hüften hat. Bei unseren drei eigenen Kindern, würde den Söhnen ein paar Gramm mehr gut tun. Bei der Tochter hingegen hoffe ich derzeit, dass das Gewichtsthema im Kreise der Fast-Teenager kein problematisches wird, denn sie ist wunderbar “normal”, aber nicht Bohnenstangenhaft. Das wunderbare Kinderbuch “Dickerle“* von Monika Helfer, die als österreichische Schriftstellerin sicherlich schon einigen bekannt ist und die derzeit mit ihrem Roman Vati” auf der Sortlist für den Deutschen Buchpreis 2021 steht, über den am kommenden Montag entschieden wird, thematisiert das problematische Körpergewicht im Kindergarten- und Grundschulalter, aber auch bei Erwachsenen.

Presse-Abbildung vom Leykam-Verlag
Die Geschichte ist mit viel Witz auf das Ungleichgewicht angelegt. Die sechsjährige Olivia ist so dick, dass die Katze einige Schritte braucht, um über ihre Kleidung zu gehen, die Mutter hingegen “dünn wie eine Schnurr”. Das Kind beschließt abzunehmen und daraufhin isst die Mutter alles, worauf Olivia verzichtet und wird – dick. Das Schulkind verzichtet – auf Essen, auf Freunde, sogar auf das Füttern des Hasens, der verhungert. Schließlich bekommt sie von der Oma eine dreistöckige Schwarzwälder Kirschtorte, die sie verschenkt, um sie nicht essen zu müssen. Eine Ersatztorte verspeist dann doch wieder die Mutter: “Erst nur ein schmales Stück. Dann ein breiterers. Dann einen ordentlichen Keil. Dann war eh schon alles wurscht.”

Presse-Abbildung vom Leykam-Verlag
Dickerle ist ein überraschend kluges Buch. Statt dem erhobenen pädagogischen Zeigefinger spannt es eine Geschichte, die man sehr gerne liest und viel häufiger lachen muss, als man zunächst vermutet, denn schließlich “hungert” ein Kind, um dazuzugehören und verzichtet sogar auf Freundschaften, während auch die Mutter alles andere als glücklich ist. Selbst ein vernachlässigtes Haustier stirbt nebenbei. Genau diesen Gesprächsfaden kann das Buch aber entstehen lassen, wenn man sich als vorlesender Erwachsener die Zeit dafür nimmt. Wann gehört man dazu? Welche Bedeutung hat das (zu) dick- oder (zu) dünn-sein. Wann ist man glücklich?

Presse-Abbildung vom Leykam-Verlag
Illustriert hat das Buch Christoph Abbrederis, der nach einigen Auslandsjahren inzwischen wieder in Wien lebt und an der Universität für angewandte Kunst lehrt. Das Buch ist außerdem im Leykam-Verlag erschienen, aus dessen Verlagsprogramm ich bislang noch keine Neuerscheinung hier präsentieren konnte. Tatsächlich gehört er mit einem Gründungsjahr im 16. Jahrhundert zu den ältesten Verlagen in Österreich.

Presse-Abbildung vom Leykam-Verlag
Das Buchende ist sehr versöhnlich, denn beide erreichen ein “mittel-dünn” oder “mittel-dick”. Tatsächlich habe ich hier ein bisschen gestutzt, ob es dadurch nicht doch ein zu offenes Ende ist. Natürlich ist viel zu dünn und viel zu dick, wenn dahinter Probleme stehen: “Ein bisschen auch vom Kummer nahm sie zu. Kummer, weil sie zunahm. Kummer auch wegen anderen Dingen, aber über die reden wir hier nicht.“, kein guter Lebensweg, aber glücklich werden Tochter und Mutter ganz sicher nicht sein, weil nun ihr Gewicht wieder stimmt. Das sehen hoffentlich alle Leser so.
amberlights Rezensionsportal
Blogbeiträge-Abo
[in Echtzeit oder 1x pro Woche am Sonnabend]
*
Werde Blogunterstützer (mit Willkommensgeschenk)
oder triff dich virtuell mit mir.
Mitgliederbereich Für Dich
Du kannst aber auch einmalig ein paar Münzen via Paypal in mein Stoffkaufschwein werfen, wenn einer meiner Blogbeiträge für dich nützlich war oder ganz ohne zusätzliche Kosten für dich deine Bestellungen bei verschiedenen Shops über meine Seite auslösen.
*
12. Bloggeburtstag bei Leben-eben
Anfang des Bloggerjahres habe ich bei der Buchparty-Aktion von Maikäfer16 teilgenommen und fühlte mich dabei ein bisschen, wie in den Bloggeranfangsjahren. Es wurde gelesen, vernetzt und überraschend viel kommentiert. Das hat mir sehr gefallen, denn dabei gab es eine wunderbare Mischung aus bekannten Bloggeschichten und Neuentdeckungen. Als ich nun über die Bloggeburtstags-Überraschungsaktion von Leben eben stolperte, die sogar ein Jahr länger als ich bloggt und damit schon 12 Jahre (!) – Glückwunsch! – meldete ich mich am Anmeldeschlusstag noch spontan an.

Abbildung von Leben eben
Den gewünschten Teaser habe ich übersprungen, aber die Werkelphase fristgerecht abgeschlossen und heute geht meine Sendung auf die kurze Reise innerhalb der eigenen Stadt. Eigentlich hatte ich einen Fahrradausflug zum Briefkasten geplant, was für meine Cleema-Taler prima gewesen wäre, aber das schaffe ich nun leider doch nicht. Auch das meine Wichtelpartnerin nun doch gar keine Bloggerin ist und auch keinen Instagram-Kanal hat, finde ich etwas Schade, denn das ist ja eigentlich Teil dieser Vernetzungsaktionen. Vielleicht bekomme ich trotzdem irgendwie am Verlinkungstag mit, ob sie sich gefreut hat.
Der mir zugeschickte Fragebogen ergab, dass sich meine Wichtelpartnerin über Selbstgenähtes oder Silber-Ohrschmuck freut, Maritimes sowie herbstliche Farben und Beerentöne mag, aber selbst nicht näht. Was ich ihr wohl ins Überraschungspaket reingelegt habe?
Blogbeiträge-Abo
[in Echtzeit oder 1x pro Woche am Sonnabend]
*
Werde Blogunterstützer (mit Willkommensgeschenk)
oder triff dich virtuell mit mir.
Mitgliederbereich Für Dich
Du kannst aber auch einmalig ein paar Münzen via Paypal in mein Stoffkaufschwein werfen, wenn einer meiner Blogbeiträge für dich nützlich war oder ganz ohne zusätzliche Kosten für dich deine Bestellungen bei verschiedenen Shops über meine Seite auslösen.
*
[…] Amberlight: Listicle: Gastbeiträge & [Bloggerschnack im Mai 2025] […]
Das war ein gut gefüllter Tag. Schön, dass Ihr Zwei immer noch so glücklich seid, auch nach so langer Zeit,…
So ein schönes 12 von 12 und so langsam komme ich auch mit der Fotoreihenfolge und dem dazugehörigen Text klar…
Ich kenne solche schlaflosten Nächte nur zu gut. Fies ist, wenn man eine Stunde vor Weckerklingeln aufwacht und sich weigert,…
Ui, bei dir geht's ja rund! Auf jeden Fall schön zu sehen, dass dein Flachsbeet so schön sprießt. Ich bin…