Rezension: Stricken für Kinder: Charme in jeder Masche
Gestricktes gibt es hier im blog ja vor allem von der Oma unserer Kinder, die beispielsweise dem Sohn einen Pullover oder der Tochter eine Strickjacke zaubert. Ich selbst schleppe aus Schultagen ein Stricktrauma mit mir rum, bei dem ich unterstellt bekam, dass mein
unter den geübten Augen der strickenden Oma mehrfach aufgetrenntes
Strickergebnis im Handarbeitsunterricht gar nicht von mir selbst sei und ich deshalb schlecht
benotet wurde. Eine unglaubliche Ungerechtigkeit! Von da an ist meine
Strickliebe – bis auf wenige Socken und Schalambitionen – völlig erstickt. Für das Buch “Stricken für Kinder: Charme in jeder Masche” aus dem Verlag Freies Geistesleben, das es bei Blogg dein buch gab, habe ich mich trotzdem entschieden, weil es die perfekten Wunschvorlagen liefert.
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Abbildung vom Verlag Freies Geistesleben |
Zwei Jahre vor der deutschen Erstausgabe im vergangen Jahr, erschien das Buch im Original in Norwegen. Die Autorin Marte Helgetun schafft es außerdem bereits in ihrer Einleitung mich – zumindest verbal – ein bisschen mit dem Stricken zu versöhnen: “Ein Pullover mit zwei nicht ganz gleich langen Ärmeln, ein paar Maschen mehr auf der einen Seite, eine größere Masche hier und da – das sind keine Fehler, das hat einen eigenen Charme. Und Kinder, die Sachen tragen, in denen sie sich wohlfühlen, sind für mich das Charmanteste, was ich mir vorstellen kann.” (S. 7) Wer kunterbunte Sachen mag, wird in diesem Buch nicht fündig, aber für alle Liebhaber des nordischen Designs ist die Publikation eine wahre Fundgrube.
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Abbildung vom Verlag Freies Geistesleben |
Über 60 Anleitungen umfasst das fast 200 Seiten starke, gebundene Buch und erlaubt es Kinder bis zu 6 Jahren einzustricken. Es wird dabei jeweils die Größe mit den Maßen, Material und Verbauch sowie Nadeln und Manschenprobe und natürlich die Anleitung, teilweise mit Strickschrift angegeben. Bei manchen Modellen – wie dem Vorschulpulli, dem Schnullertresor oder dem Krausrippen-Mantel – habe ich über die Bezeichnungen etwas geschmunzelt. Vielleicht liest sich das in der Originalsprache ja flüssiger. Ob es diese Holperstellen auch in der Anleitung gibt, kann ich leider erst einschätzen, wenn die strickende Oma zu den Nadeln gegriffen hat. Außerdem erscheinen mir nicht alle Vorschläge wirklich sinnvoll, denn bei einem Segel für ein keines Schiffchen würde ich wohl immer Stoff nehmen und niemals ein Gestrick.
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Abbildung vom Verlag Freies Geistesleben |
Interessanterweise habe ich übrigens beim Buchtitel “Stricken für Kinder“* zunächst gedacht, dass es sich um ein Anleitungsbuch für Kinder handelt, die mit dem Stricken beginnen. Problematisch könnte sein, dass bei den Materialangaben ausschließlich der norwegischen Hersteller “du store alpakka” empfohlen wird, der hier wohl nur wenig verbreitet ist. Ich begnüge mich aber erstmal damit, die Aufnahmen des Fotografen Nathan W. Lediard anzuschauen, die einen mit auf die Reise in den Norden nehmen.
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Abbildung vom Verlag Freies Geistesleben |
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Ausstellung: fast fashion. Die Schattenseite der Mode im Deutschen Hygiene-Museum Dresden
Die Ausstellung “fast fashion. Die Schattenseite der Mode” ist die Elbe hoch vom Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg in das Deutsche Hygienemuseum Dresden gewandert und wird dort noch bis 3. Juli diesen Jahres gezeigt. Zusammen mit den Dresdner Nähbloggern durften wir letzte Woche die Ausstellung besuchen und auch hier in Wort und Bild darüber berichten.
Wie bereits der Untertitel der Ausstellung deutlich macht, geht es bei fast fashion um einen Blick hinter die Kulissen der Wegwerfgesellschaft im Modebereich. Eigentlich bin ich ja der Meinung, dass in den letzten Jahren wohl kaum einer nicht verstanden haben kann, auf welche Kosten wir uns Billigkleidung leisten, aber dass nun auch ein Museum dieses Thema aufgegriffen hat und darüber hinaus noch ein umfangreiches Rahmenprogramm realisiert, überzeugt mich sehr.
Die Ausstellung gliedert sich in drei Räume und beginnt gleich am Anfang mit wirklich magenschweren Bildern zu Angorakaninchen und dem schwierigen Wollethema bei Merinoschafen. Auffällig ist, dass die Schau sehr zahlenlastig ist und viele Diagramme das wirklich düstere Kapitel vermitteln sollen. Mich persönlich bewegen aber eher die fotografischen Einblicke in den Lebensalltag der Menschen, die nicht nur die europäische Billigkleidung herstelllen sondern auch – oftmals ohne, dass sie wirklich getragen wurden – verwerten müssen. Wenn man erfährt und sieht, wie viele kleine Kinder inmitten der hochgradig schadstoffreichen Belastungsumgebung leben müssen, ahnt man, dass man bei diesen Abläufen Menschenleben auf dem Gewissen hat, selbst wenn es nicht zu solchen Großunglücken wie beim Einsturz der Textilfabrik in Bangladesch kommt. Im zweiten Raum war für mich das eindrücklichste die Fotoinstallation von Susanne A Friedel, denn die Gegenüberstellung von einem Jumpsuit für 0,09 € und der Aussage, dass die Näherin in Sri Lanka dafür nur an einem Tag in der Woche ihr eigenes Kind sehen kann, macht wohl jedem eindrücklich klar, wie hoch der Preis tatsächlich, der für so ein Billigprodukt gezahlt werden muss:
“Ich verlasse morgens um sechs das Haus und komme abends um neun wieder zurück. Wenn ich losgehe, träumt meine Tochter noch und wenn ich zurückkommen, schläft sie schon wieder. Sie bekommt mich nur an einem Tag pro Woche zu Gesicht.”
Eine für mich gute Überraschung, nach den düsteren Themen der ersten beiden Räume, bei denen es um Konsum mit den erschreckenden Wegwerfmode-Youtube-Videos der jungen Generation, Ökonomie und Ökologie geht, war der letzte Raum mit dem Slow Fashion Lab. Während in Hamburg vermutlich ebenfalls lokale Designer gezeigt wurden, präsentiert Dresden sächsische Labels, die in ihren Produktionsbedingungen und Materialien auf Nachhaltigkeit achten. Mehrere Labels zeigen ihre Modelle auf einem imaginären Laufsteg. Sowohl die Thierfelder Manufaktur wie natürlich auch Internahtwaren mir schon gut bekannt. Erstaunt war ich aber, dass ich noch nichtmal alle Marken aus meiner eigenen Stadt kannte. Direkt aus Dresden kommen Elvida*, die ebenfalls nachhaltige Kindermode herstellen, Neonon, Daedalus, Ruttloff-Garments, anders & anders, Myrelleund Mirastern*, mit wunderschönen Kleidern.
Den Laufsteg mit verschiedenen Designermarken flankierten unter anderem neue Materialien, die im Kontext der Nachhaltigkeit stehen. Besonders beeindruckt hat mich dabei das Rhabarberleder, das ohne die giftigen Chrome-Verbindungen gegerbtwird, aber auch der Brennnesselstoff und Milchfaden der Firma QMilch. Selbst Polyester wäre eigentlich nachhaltiger in der Verarbeitung, dass es ressourcenschonender als Baumwolle hergestellt werden kann und auf Pestizide verzichtet wird …
Das Rahmenprogramm zu dieser wirklich sehens- und vor allem diskussionsanregenden Ausstellung ist sehr umfangreich. Besonders lohnend wird dabei die Tagung am 27./28. Februar 2016 sein, die unter dem Titel “Mode trifft Moral. Ein Wochenende über dieLicht- und Schattenseite der Mode” sein. Neben Filmen, Diskussionspanels und auch einer After-Show-Party sowie einer Modenschau gibt es auch ganztägig Do it yourself -Angebote, die Upcycling umfasst, aber auch das Spinnen mit dem Spinnrad ermöglichen werden. Sehen wir uns da?
Verlinkt bei Mittwochs mag ich.
Liebe Katja, da bin ich aber froh, dass dich mein Wichtelpaket rechtzeitig erreicht hat. Ein wenig hatte ich mir schon…
[…] doch tatsächlich noch ein paar Neuzugänge. Nach der ersten riesigen Stoffschenkung, gefolgt vom Nachtrag gab es dann bereits Ende…
[…] fühlt sich das ein bisschen so an, als wenn man eine richtig lange Reise hinter sich hätte. Wie angekündigt,…
Ja, wenn es passt.
Super Idee! Wie ein kleines MünzenMonster. Ich hoffe, die Post kommt noch an, ich versende genau deshalb mittlerweile gerne per…