Interview: Gewandkammerl der Vampertingerin und das Geheimnis des Stollentrolls

Am Dienstag beim Aufruf zur Blogparade Näh-Klassiker habe ich berichtet, welchen Stellenwert das Schürzenkleid vom Stollentroll für meinen blog hat. Neben der Freude über den Schnitt, als meine eigenen Kinder noch klein waren, steckte dahinter aber auch immer die reine Neugier herauszufinden, wer hinter dem Stollentroll steht. Da ging es mir nicht anders als den Nähern, die danach suchten, als der Schnitt seit 2014 nicht mehr auffindbar war. Zum Abschluss meiner Bloggeburtstagswoche darf ich dieses Geheimnis nun heute hier lüften.

Interessanterweise haben es meine blog-Bilder von damals jeweils weit nach vorn in den Suchmaschinen geschafft, so dass ich durch das überraschende Interesse selbst immer mal wieder gesucht habe. Es gibt wohl nur eine Stelle, die eine Verbindung vom Stollentroll zum Trachtentroll herstellt. Von dort aus kann man den virtuellen Spuren zum Vampertingerin-Shop bei Etsy* folgen.

 

Mit Blick auf mein 2011er Blogbild war ich mir beim lustigen Stolltroll(?)-Männlein dann sicher, dass ich nach so vielen Jahren fündig geworden bin. So schrieb ich ganz ohne Bloggeburtstagsgedanken die Shop-Inhaberin an und freute mich, dass ich nicht nur richtig geraten hatte, sondern auch noch so ein netter Kontakt möglich wurde und sie auch tatsächlich einem Interview zustimmte.

Interview mit der Vampetingerin

Wie kam es zum Schürzenkleid vom Stollentroll?

Ich nähe ja seit meiner Kindheit, mal mehr, mal weniger, und war auf der Suche nach was Selbstgenähtem zum Verschenken. Mein eigener Sohn war zu der Zeit schon aus dem Alter raus, aber in der Verwandt- und Bekanntschaft war Bedarf. Ich bin im Internet auf ein Foto für ein Schürzenkleid gestoßen, habe ein wenig rumprobiert und konstruiert.
Als bekennender Computerfreak habe ich das Schnittmuster mit einem CAD-Programm gezeichnet, man kann damit herrlich bemaßen und skalieren, schöne Rundungen zeichnen usw. Ich war zu der Zeit viel im Forum der Hobbyschneiderin unterwegs, und habe die Datei auf einem kostenlosen Webspace abgelegt und im Forum verlinkt. Von da an nahm es seinen Weg.

Hast du geahnt, dass es immer noch so viel gesucht wird?

Es ist ein tolles Schnittmuster, einfach zu nähen, man kann es aber beliebig ausschmücken, es ist praktisch, passt länger als ein paar Monate, weil es flexibel in der Weite ist, und die Länge ist relativ egal, erst ist es Kleidchen, dann Tunika, usw. Es war überhaupt nicht geplant, und kam ziemlich überraschend. Ich habe im Internet und speziell in dem Forum viel gelernt, und wollte etwas zurückgeben, ohne jeglichen Gedanken an gewerbliche Nutzung.

Was war das erste Produkt, das du verkaufen konntest?

Ich habe zu der Zeit ab und zu Kostüme genäht, Historische Kostüme, Elbenkleider, Piratenmäntel, und auch irgendwann angefangen, sie auf ebay zu verkaufen. Als ich dann Dawanda entdeckt habe, habe ich 2007 dort einen Shop eröffnet. Mein erster Verkauf dort war eine mittelalterliche Gugel (das ist eine Kapuze mit Kragen).
Der Shop war hieß TrollCouture und war an alle Kostümbegeisterten gerichtet. Die Schürzenkleider in der gelb-weiß gestreiften Version passten da gut rein.

Abbildung von TrollCouture

Abbildung von TrollCouture

Abbildung von TrollCouture

Das rote Schürzenkleid war eins der ersten, das ich genäht habe. Das gelb-weiß gestreifte hab ich dann einige Male verkauft, in verschiedenen Varianten und Größen.

Wie heißt dein Shop heute und wann hast du ihn eröffnet?

Und wie komme ich jetzt zu den Trachten?
Eine befreundete Musikerin erwähnte mal, dass sie auf der Suche nach originellen Bühnenoutfits fürs Bierzelt ist. Ich habe dann angefangen zu recherchieren und habe nicht mehr aufgehört.
Diese altmodischen Klamotten aus der Zeit von den 50er bis zu den 80er Jahren haben mich begeistert. Sie wurden oft für einen besonderen Anlass angeschafft, meistens hochwertig und aufwendig verarbeitet, manchmal nur ein paarmal getragen und einwandfrei erhalten. Sie hingen Jahrzehnte im Schrank, viel zu schade zum Wegwerfen aber leider halt absolut aus der Mode.
Ich habe angefangen, zu sammeln, auf Flohmärkten zu suchen. Als dann bei Dawanda eine Abteilung für Vintage eingeführt wurde, habe ich den zweiten Shop eröffnet: das Gwandkammerl der Vampertingerin für Vintage Trachtenmode.
Beide Shops liefen ein paar Jahre, leider ist Dawanda Geschichte, aber wir hatten die Möglichkeit, unsere Shops zu Etsy (dem amerikanischen Vorbild von Dawanda) zu transferieren. Dort bin ich jetzt aktiv seit 2018.

Hast du ein Lieblingsstück in deinem Shop?

Ein Lieblingsstück kann ich nicht benennen, ich habe ja nur Einzelstücke und das Angebot wechselt ständig. Ich habe allerdings ein paar alte Dirndl, die ich nicht verkaufen mag, und teilweise selber trage.

Welches Produkt wurde bei dir im letzten Jahr am häufigsten gekauft?

Am besten verkaufen sich die klassischen Dirndl mit Schürze.

Abbildung aus der Gewandkammerl der Vampertingerin

Abbildung aus der Gewandkammerl der Vampertingerin

Abbildung aus der Gewandkammerl der Vampertingerin

Abbildung aus der Gewandkammerl der Vampertingerin

Was ist das besondere an Vampertinger?

Die Kleider sind gebraucht, werden aber gewaschen, gebügelt bzw. gereinigt und falls nötig repariert. Manchmal kommen neue Knöpfe rein oder ein passende neue Schürze dazu. Man bekommt ein tragbares, ordentliches Kleidungsstück, das man sofort anziehen kann.

Ein besonderes Anliegen ist mir auch die Nachhaltigkeit und damit einen Gegenpol zu Wegwerfgesellschaft und Fast Fashion zu bilden, gegen die Ressourcen- und Menschenausbeutung durch den Zwang, immer mehr und billiger produzieren zu müssen. Meine Kleider sind zwar alt, aber meisten von besserer Qualität als viele neue Sachen.

Ist der Shop dein erstes, zweites oder drittes Standbein?

Der Shop ist mein drittes Standbein, ich arbeite hauptberuflich in Teilzeit als technische Zeichnerin in der Konstruktion für Elektroanlagen (daher kommt die CAD Affinität ;-), als zweites kümmere ich mich um die kaufmännischen Dinge in der Firma meines Mannes. Das Nähen und Verkaufen ist „nur“ ein Hobby, das meiste mache ich am Wochenende oder abends.
Ich bin übrigens 50 Jahre alt, komme aus Bayern, wohne auf dem Land, bin verheiratet und habe einen erwachsenen Sohn.

Wie sieht dein Shop aus, wenn du in die Zukunft träumst?

Ich habe keinen Plan oder Strategie für meinen Shop, er soll auch nie mein Haupterwerb werden. Vielleicht fällt mir irgendwann wieder mal was vor die Füße, dass mich fasziniert, wo ich dann das Sammeln und Recherchieren anfange, das Nähen, Basteln, Stricken und vielleicht auch das verkaufen.
Wo sollten wir noch vorbeischauen?
Wenn euch die Geschichte der Vampertinger interessiert, dieses Theaterstück hab ich mir kurz vor der Eröffnung meines zweiten Shops angesehen 😉

Hast du eine Buchempfehlung?

Die 13 ½ Leben des Käpt‘n Blaubär* von Walter Moers
Die Heimat des Stollentrolls, ich habe mich beim Lesen kringelig gelacht.
Es ist unglaublich, wie man in einem Buch dermaßen viele schräge Figuren erfinden kann.

Schnittmuster Schürzenkleid vom Stollentroll

Hab vielen Dank für dieses wirklich spannende Interview. Wer hätte gedacht, dass sich das Geheimnis des Stollentrolls tatsächlich lüften lässt. Ich habe nun auch schon eine Idee, wen ich zum 12. Bloggeburtstag wieder entdecken könnte, wenn das gewünscht wird. Bleibt noch die spannenden Frage, wie man nun zum großartigen Stollentroll-Schnittmuster kommt. Das Internet Archive mit seiner wayback maschine hat die Seiten tatsächlich vor 2014 4x gecrawlt und erlaubt weiterhin den Zugriff. Darauf hätte ich auch selbst mal kommen könne, denn mit 594 Billionen Seiten dort finden sich auch sehr viele blogs, die man vermeintlich gelöscht oder auf privat gestellt hat. Vielleicht motiviert das ja sogar zum weiterbloggen? Das Internet vergisst nichts oder zumindest nicht alles – falls es dort aber irgendwann nicht mehr abrufbar sein wird, darf ich den Schnitt nun auch ganz offiziell per mail verschicken. Meldet euch gerne.

Habt ihr das Stollentroll-Schnittmuster damals auch genäht? Und nehmt ihr an der Blogparade teil?

Hier geht’s zum LOSTOPF, um einen 20 € Gutschein für den Etsy-Shop der Vampertingerin zu gewinnen …

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Rezension: Bushcraft for Family: Gemeinsam in die Wildnis

Den wunderbaren Preis zu meinem 11. Bloggeburtstag mit der Neuerscheinung “Bushcraft for Family: Gemeinsam in die Wildnis“* zusammen mit der Primus Isolierflasche aus Edelstahl, die perfekt für den Outdoor-Einsatz ist, kann ich tatsächlich bereits heute nochmal etwas ausführlicher vorstellen. Der migo-Verlag, den ich letzte Woche hier als Neuentdeckung präsentieren konnte, hat mir das Buch und die Kinder-Thermoskanne in Kooperation mit Primus zur Verfügung gestellt. Tatsächlich ist die Neuerscheinung erst heute vor fünf Tagen auf den Markt gekommen – und schon im amberlight-blog. Das ist gut, oder?

Abbildung vom migo-Verlag

Als Stadtmenschen in einem dörflichen Umfeld wohnend, können wir unseren Kindern selbst in Corona-Zeiten wenigstens ein bisschen Wald-Abenteuer direkt vor der Haustür bieten. Das draußen “überleben” begeistert mich selbst tatsächlich schon seit meiner Kindheit und ich habe aus dieser Zeit noch Survival-Bücher im Reiseschrank stehen. Das es für diese kleinen “Überlebensprojekte” mit Abenteuercharakter – wie eine Unterkunft bauen, Essen finden und ähnliches – neuerdings den Begriff “Bushcraft” für “Busch-Handwerk” gibt, war mir aber tatsächlich neu. Autor des Buches ist der Thüringer Martin Gebhardt, der aus dem IT-Bereich kommend, sich zum Wildnispädagogen ausbilden ließ und nun als Blogger auf survial-kompass.de, Scout und Autor unterwegs ist. Selbst einen Podcast gibt es, in den ich mal reinhören werde.

Abbildung vom migo-Verlag

Sein zweites gebundenes Buch – nach der Feuerfibel* und einigen E-books – umfasst auf fast 100 Seiten mit den Kapiteln “Den Ausflug planen”, “Die Vorbereitungen treffen”, “Ans Ziel kommen”, “Bushcraft-Projekte” und “Kochen im Wald” eine komplette Anleitung für das Abenteuer Wald. Empfohlen wird die Neuerscheinung zwar für Kinder ab sechs Jahren, aber das Buch richtet sich im Wortlaut häufig an die Eltern und nicht in Du-Form an die Kinder selbst. Das hat mich zunächst etwas erstaunt. Anderseits sind die eigentlichen Bushcraft-Projekte mit Steinaxt, Holzhammer und Sägen auch keine Projekte, die Grundschulkinder komplett alleine umsetzen sollten.

Abbildung vom migo-Verlag

Auch als Erwachsener kann man unabhängig von den Kindern einiges lernen. So habe ich tatsächlich noch nie Pflanzenteile oder Früchte von Bäumen gegessen. Ahorn- und Birkensaft soll sofort trinkbar sein und Ahornsamen kann man anbraten. Das klingt nach Abenteuer, oder? Der Leser kann sich über Waldameisen, Baumarten und Tierspuren  informieren oder lernt, spannende Bau-Projekte im Wald umzusetzen. Selbst Waldspiele werden vorgeschlagen. Außerdem gibt es noch eine Knotenkunde und fünf Outdoor-Rezepte, wie Brennnesselnudeln, bei denen ich mich noch nie getraut habe, weil ich immer befürchte, dass es dann doch auf der Zunge brennt.

Abbildung vom migo-Verlag

Auf den letzten Seiten des Buches, das von der Illustratorin Yasmin Karim sehr frisch und modern illustriert ist, rückt die Primus-Kooperation verstärkter in den Mittelpunkt. Immerhin ist die Doppelseite als Advertorial gekennzeichnet. Demnach ist es natürlich eine reine Werbeseite, die aber redaktionellen Charakter hat, da sie die Produkte der auch von mir sehr geschätzten Outdoor-Firma rund um Kocher und Zubehör in den Mittelpunkt stellt und dabei auf Globetrotter verweist. Dieser Hamburger Outdoor-Sepzialist eröffnete in Dresden schon im Mai 1990 seine erste Filiale und ich kann mich gut daran erinnern, wie oft ich als Jugendliche dort von den neuen Möglichkeiten der veränderten Weltlage träumte – es fehlte nur leider an den Finanzen solche Welt- oder Weitreisepläne umsetzen. Mit Mitte 20 war dann immerhin Chile möglich, aber ich schweife ab, denn wir sind ja im heimatlichen Wald. Eine dieser Primus-Flaschen zu #amberlightfeiertgeburtstag zusammen mit dem Buch verlosen zu dürfen, freut mich daher sehr.

Abbildung von Primus

 

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Über mich

Kreativtagebuch einer Kunsthistorikerin mit (Ehe)Mann, drei Schulkindern (01/2010, 07/2013 und 09/2017) im Projekt Vierseithof (*1768) in Dresden wohnend, gerne die Welt bereisend.
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