Lausitzer Nelkenapfel Alte Apfelsorten Slowfood Arche des guten Geschmacks Kinderapfel
In der Neuanlage des Gartens war klar, dass die drei Nachbarn jeweils einen Baum zu pflanzen hätten, denn vor der großen Baumaßnahme im Projekt Vierseithof musste einige – bereits sehr altersschwache – Birken gefällt werden. Schnell war jedoch klar, dass die Abstandvorschriften zu den Begrenzungen der eigenen Gartenfläche nur einen einzigen Pflanzplatz ermöglichte. So landete der Baum mitten in meiner Beetanlage. Er bekam seinen Platz aber nicht direkt in der Mitte, damit die anderen Beete später nicht dauerhaft beschatten werden. Da ich aber so glücklich mit der Wahl bin, freue ich mich trotzdem immer, wenn ich ihn mitten in meinem Beet sehe.
Für uns war relativ schnell klar, dass wir nicht die nächste 0815-Apfelsorte pflanzen wollten, die in jedem Supermarkt gekauft werden kann. Unsere Wahl fiel deshalb auf einen Apfelbaum, der akut vom Aussterben bedroht ist. 2011 gab es nur noch 2000 Exemplare, von denen die meisten 40-60 Jahre alt sind. Gepflanzt haben wir einen Lausitzer Nelkenapfel.
Der Lausitzer Nelkenapfel ist mindestens seit Mitte des 18. Jahrhunderts bekannt und wird damit sogar in die Bauzeit des Hofes datiert. Er gehört zu den lokalen Sorten und hat fantastische Eigenschaften – er ist frostunempfindlich, hat geringe Standortansprüche, wächst in pyramidaler Form, trägt seine Früchte bis Oktober, die sich dann aber bis Mai lagern lassen. Geschmacklich sollen sie süß-säuerlich bis leicht würzig sein und da sie nicht sehr groß sind, werden sie auch als Kinderäpfel bezeichnet. Wie passend zum heutigen Kindertag. Der Baum hat es seit 2012 sogar in die Liste von Slowfood geschafft und ist Passagier in der Arche des guten Geschmacks. Um darin überhaupt aufgenommen werden zu können, muss “der Passagier”, von denen es zur Zeit nur 67 gibt, mehrere Punkte erfüllen – dazu gehören unter anderem: in der Existenz bedroht, einzigartige geschmackliche Qualität, historisch überlieferte Bedeutung und noch einiges mehr.
So einen Baum bekommt man leider in keinen einzigen Baumarkt. Wir haben unser junges Exemplar, das nun als Hochstamm wachsen darf, in der regionalen Baumschule Schäfergekauft – nach der Empfehlung als wurzelnacktes Exemplar und mitten im November. Inzwischen wird fast ausschließlich die Herbstpflanzung empfohlen, denn die Frühlingszeit – wie man gerade überdeutlich merkt – ist viel zu schnell zu heiß. Der Spätherbst war noch lange kühl und feucht genug, dass der Baum gut anzwurzeln konnte.
Damit die ersten Wurzeln nicht bei zu viel Wind gleich wieder abreißen, wurde der Baum mit einem Jutestrick fest angebunden. Das Verfahren scheint sich tatsächlich bewährt zu haben, denn nun ist er bei uns schon im zweiten Frühjahr wunderbar grün.
Wenn man sich für so eine Variante entscheidet, muss man genügend Zeit und Geduld mitbringen. Die allerersten Äpfel sind erst in sieben Jahren zu erwarten. Die Vorfreude, dass wir tatsächlich mithelfen, so eine alte Apfelsorte zu erhalten, macht mich ganz glücklich. Retten werden wir den Lausitzer Nelkenapfel damit nicht, aber es zeigt man wieder, dass jeder die Möglichkeit hat, kleine Mosaiksteinchen für die Erhaltung der Artenvielfalt zu leisten.
Nun hat der Mann (und damit auch ich) schon ziemlich viel geschafft im Leben – ein Haus gebaut, ein Buch geschrieben, einen Sohn gezeugt und auch einen Baum gepflanzt. Waren es eigentlich nicht nur drei Dinge? Wie auch immer, langweilig wird uns nicht und wenn ich meine Gartenblogthemen hier ein bisschen eingefangen habe, wird es auch Wachstumsupdate zu unserem besonderen Apfelbaum geben.
Verlinkt bei:
War dir dieser Blogbeitrag 5 Cent wert? Dann unterstütze mich doch monatlich mit 1€ und werde mein Blogpate auf Steady. Auch als Einmalzahlung möglich und jederzeit kündbar. Ganz ohne Anmeldung könnt ihr mir auch auf einen Kaffee ausgeben – oder einen Tee?
Rezension: wild gefärbt: Pflanzen sammeln, Stoffe färben, Schönes nähen
Das unleidliche DSGVO-Thema hat dazu geführt, dass ich mich gleich zwei Wochen hintereinander, statt mit Büchern mit Skript-Anpassungen beschäftigt habe. Nun geht’s aber weiter mit den Rezensionsexemplaren der Woche, denn bis zur ganz langen Bloggersommerpause soll der Stapel abgearbeitet sein, damit kein Verlag zu lange warten muss. Ein Lieblingsbuch der letzten Lieferung aus dem Haupt-Verlag ist “wild gefärbt: Pflanzen sammeln, Stoffe färben, Schönes nähen“*. Pflanzenfärbung interessiert mich sehr und hat hier auf dem Blog sogar einen extra Suchbegriff bekommen. Leider findet man darunter aber bislang nur die österlichen Färbeversuche …
![]() |
Abbildung vom Haupt-Verlag |
Im Buch der Malerin und Installationskünstlerin Abigail Booth, die in London unter Forest + Found ein eigenes Atelier betreibt, geht es aber um Stoffe. Ihr fast 160seitiges Buch ist auf Seiten mit einer stärkeren Grammatur gedruckt und macht in seiner gebundenen Form einen sehr hochwertigen Eindruck. Dazu passt auch das gewählte Layout und die Illustrationen im Buch.
![]() |
Abbildung vom Haupt-Verlag |
Thematisch beginnt der Einstieg mit den Grundlagen der Färberkunde. Die übergreifenden Kapitel sind mit “In der Küche”, “Färberpflanzen aus dem Garten”, “Sommerprojekte” und “Herbstprojekte” bezeichnet. Am Ende des Buches folgt unter anderem eine Auflistung der Färberpflanzen, bei denen nicht nur die verschiedenen Namen als Trivialbezeichnung und botanischer Name angeben sind, sondern praktischerweise auch die färbenden Pflanzenteile benannt werden. Praktisch hätte ich dort auch gleich noch eine Farbangabe gefunden.
![]() |
Abbildung vom Haupt-Verlag |
Neben viel Fachwissen zur Färberei – mir war beispielsweise nicht bewusst, dass man den Stoff erst “entschlichten” und dann “beizen” muss – gibt es im Buch auch verschiedene Nähwerke. Dabei wird viel mit der Hand genäht. Die Herstellung der acht Projekte – Tischsets, Kissen und Taschen – sind detailliert beschrieben. Mich lockt ja am meisten eine naturgefärbte Gartenschürze – das wäre doch wirklich schön.
![]() |
Abbildung vom Haupt-Verlag |
Den eigenen Garten gibt es ja nun inzwischen und mit dem Rhabarber steht dort auch schon eine Färberpflanze. Eigentlich kümmere ich mich dabei ja eher um die essbaren Pflanzen und der Mann um die Blumen – ich glaube, ich muss da noch ein paar Vorschläge unterbreiten … habt ihr schon Stoff mit Pflanzen gefärbt und etwas daraus genäht?
amberlights Rezensionsportal
War dir dieser Blogbeitrag 5 Cent wert? Dann unterstütze mich doch monatlich mit 1€ und werde mein Blogpate auf Steady. Auch als Einmalzahlung möglich und jederzeit kündbar. Ganz ohne Anmeldung könnt ihr mir auch auf einen Kaffee ausgeben – oder einen Tee?
Hey, ich mag Nadelspiel und Rundstricknadeln sehr gern. Bevorzugen tue ich da Metall. Da wirst du viel Freude mit haben.…
ich liebe meine Adildi CrasyTrio Novel Long, die erzeugen eine Art "Magigloop-Gefühl" im Kopf ohne Seil hinterherzuziehen 😅 aber wenn's…
Strick und Faden ist ja tatsächlich einer meiner Lieblingsläden ... und ich bin Team Nadelspiel aus Holz oder Bambus. LG…
Oh, wie cool! Ich bin sehr gespannt, wie Du damit zurecht kommst. Als Du das erste Mal davon berichtet hast,…
Dann drücke ich die Daumen, dass sich ein Käufer findet. Ich selbst habe meine Maschine einmal komplett auseinandergenommen und aufwendig…