Arztkoffer & Menschenleben

Seit meinem Spendenaufruf im letzten Monat hat sich die Welt weiter gedreht und auch die Hilfsorganisationen für Syrien haben sich verändert. Im Nachbarland ist aus Time4Life Austria als neue Plattform Keep On geworden. Wenn ich es richtig verstanden habe, wollen die drei ehrenamtlichen Helferinnen flexibler in der Auswahl der Organisationen sein, mit denen sie vor Ort zusammen arbeiten und haben sich deshalb von Time4Life gelöst. Das gab meinem Vertrauensgefühl zwar kurzzeitig einen kleinen Kratzer, aber inzwischen konnte ich beobachten, dass die drei Damen genauso transparent gutes Tun, wie ihr italienisches Pendant, mit dem alles anfing.

Auch wenn ich nun entweder italienisch üben muss oder nur noch Bilder anschauen kann, bleibt mein Euronensammelaufruf zugunsten T4L für das laufende Jahr bestehen, denn die drei jungen Österreicherinnen haben bislang noch kein eigenes Spendenkonto. Ich selbst bin ja über das tragische Schicksal des kleinen syrischen Babys Geis auf die Zustände in den syrischen Flüchtlingslagern aufmerksam geworden und konnte – einmal mit den Einzelschicksalen konfrontiert – nicht mehr tatenlos wegschauen. Meine größte Freude ist heute, dass meine eigene Verlosung nicht nur unglaubliche 130 Euronen eingebracht hat, sondern Valomea sogar die Spendenkette wirklich fortsetzt. Schaut doch unbedingt mal ihr vorbei, denn dort kann man gerade einen spanenden Krimi rund um eine Quiltausstellung ersteigern!

 

Bei Geis ist nun unglücklicherweise doch Leukämie festgestellt worden und T4L versucht, ihn in Italien behandeln zu lassen. Als Flüchtlingskind hat er aber keinen Pass und ohne Pass bekommt er kein Visum, um ausgeflogen werden zu können. Momentan gibt es eine Anfrage an den Papst, ob er ein Sondervisum für den Vatikanstaat bekommt – mich macht es sprachlos und wütend, wenn man erfahren muss, dass bürokratische Hürden verhindern, dass wenigstens der Versuch unternommen werden kann, so ein kleines Menschenleben zu retten. Daran muss ich nun auch immer denken, wenn unsere Tochter mit ihrem Arztkoffer* spielt, den die Lieblingstante ihr zu Weihnachten geschenkt hat.

Plastikfrei und nur aus Holz und Metall bestehend, wird damit nun bevorzugt ihr kleiner Bruder untersucht und behandelt, auch wenn der Hersteller hier eigentlich eher einen Tierarztkoffer für die Teddybären zusammengestellt hat.

Sogar der Rezeptblock wird regelmäßig verwendet und Diagnose, Schmerzskala und Behandlung aufgeschrieben, wie sie das im Teddybärenkrankenhaus selbst erlernt hat. Zu wissen, dass wir mit unseren Kindern immer eine medizinische Versorgung in Anspruch nehmen können, die wir brauchen, ist wohl auch ein Geschenk, dem wir uns viel zu selten bewusst sind. Dem kleinen Geis kann ich nun nur wünschen, dass es auch für ihn Ärzte gibt, die sich um ihn kümmern dürfen und ihm die Schmerzen nehmen …

In den Flüchtlingslagern geht das Elend inzwischen unvermindert weiter. Da sieht man ein 4-jähriges Kind – genauso alt wie meine große-kleine Tochter – das alleine zur rettenden Grenze läuft und später glücklicherweise seine Familie wiederfindet. Wenn ich daran denke, welcher Weltuntergang es für meine Tochter war, als sie kürzlich einer Katze nachlief und für wenige Minuten festellten musste, dass wir weg waren, kann ich mir gar nicht vorstellen, was diese Kriegserlebnisse für diesen Kinder bedeuten. Deshalb freue mich über jeden, der auch ein kleines Spendensteinchen ins rollen bringt oder sich einreiht.

Hochzeitsgeschenk: Wunschkerzen

Nicht nur das Tochterkind kann basteln, sondern auch das Elternpaar, denn für die bereits erwähnte Hochzeit im Freundeskreis musste natürlich auch ein passendes Geschenk her. Glücklicherweise hatte ich schon bei der Teelicht-Adventskalenderbastelei im Dezember entdeckt, dass es bei Edeltraud mit Punkten auch die Ganzjahresvariante gibt, die dort eigentlich für ein Geburtstag gedacht war, aber genauso gut zu einem ersten Ehejahr passt. Jede Woche eine gemeinsame Aufgabe, zu denen auch “Schaukle 10 Minuten” und “Sage einem Menschen, wie wichtig er dir ist” aber auch “Gehe in ein Museum” gehört, ist doch großartig.

Auf den Deckel der Kiste, in dem die vorbereiteten Jahreskerzen verschwanden, landete eine kleine Papierkunst von der edition8x8, mit der das junge Paar gleich 432 verschiedene Schimpfwörter bei der Hand hat, wenn es nötig ist. Wem fällt im richtigen Moment schon so etwas wie “buckliger schleim furunkel” oder “würzige pest gurke” ein? Im achten Gemeinsamen- und dritten Ehejahr wissen wir nur zu gut, dass eine Beziehung nur funktionieren kann, wenn man auch das Streiten erlernt hat.

Dem Mann war es dann aber doch zu heftig mit der Schimpferei und er hat in mühevoller Kleinarbeit die Rückseite mit wirklichen Koseworten gefüllt, damit man zur Versöhnung auch die passenden Worte hat. Inzwischen habe ich entdeckt, dass auch die Edition8x8 den Bastelbogen “Worte der Liebe 2.0” auf den Markt gebracht hat und dort nun Wortkombinationen wie “flauschiger sahne keks” und “süsser blumen knödel” anbietet. Ich habe unsere Variante übrigens schon vor einiger Zeit bei Tschau Tschüssi in Leipzig gekauft.

Momentan überlege ich, ob ich morgen nicht auch wieder in den Zug hüpfe und zum 1. Deutsch-Holländischen Stoffmarkt in Leipzig fahre, der nicht zu den inzwischen gut bekannten Holländischen Stoffmärkten gehört, die ja mittlerweile in der eigenen Stadt Station machen. Wenn ich meine Schnupfenviren in den Griff bekomme, reise ich natürlich nur zu Recherchezwecken und nicht zum Stoff kaufen … seid ihr auch da?

Über mich

Kreativtagebuch einer Kunsthistorikerin mit (Ehe)Mann, drei Schulkindern (01/2010, 07/2013 und 09/2017) im Projekt Vierseithof (*1768) in Dresden wohnend, gerne die Welt bereisend.
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